So bleibst du gelassen – egal, was deine Mitmenschen sagen oder tun
Gelassen bleiben – aus einem bestimmten Grund
Wenn du diese eine Sache verstanden hast, wirst du in vielen Situationen anders reagieren als zuvor.
Wir Menschen kommen auf die Welt und werden von anderen Menschen, die in unserem Leben sind (Eltern oder Erziehungsberechtigte, Geschwister, später dann Lehrer und Freunde) geprägt. So ergibt es sich, dass wir für lange Zeit die Werte von diesen Menschen als unsere Werte übernehmen, Glaubenssätze* entstehen und mit der Zeit auch Erlebnisse und Erfahrungen sammeln, die uns prägen.
*Glaubenssätze sind Sätze, die wir glauben und nicht hinterfragen. Sie fangen meistens mit „Man darf nicht…“, „Ich kann doch nicht…“ oder „Es geht nicht, dass…“ an. Jeder Mensch hat Glaubenssätze, die auch hinderlich im Alltag sein können. Man kann diese mit Mentaltraining und Meditation auflösen.
Vieles davon hat immer noch Einfluss auf unseren Alltag heute, auch wenn wir schon lange nicht mehr bei unseren Eltern wohnen und unser erwachsenes Leben führen. Dennoch sind im Laufe der Zeit Filter und Bewertungen entstanden, welche unser von unserem Gehirn mit dem, was wir stets wahrnehmen, automatisch abgeglichen werden.
In jedem Augenblick, den wir erleben, versucht unser Gehirn, alles, was passiert, einzuordnen und je nachdem, welche bereits erlebte „Schublade“ und das damit verbundene Gefühl geöffnet wird, fühlen wir uns entweder sicher und entspannt (weil etwas Gewohntes passiert) oder in irgendeiner Weise aufgeregt (weil unser Gehirn entweder etwas Neues noch nicht zuordnen kann, oder das Erlebnis als „aufregend“ zuordnet). Mit diesem Filter unserer Erfahrungen leben wir tagein, tagaus.
Eine Situation – 5 Realitäten
Hier ein Beispiel, das dir gut verdeutlicht, wie eine – vermeintlich dieselbe – Situation auf fünf verschiedene Menschen unterschiedlich wirken kann und verschiedene Reaktionen und Gefühle auslösen kann.
Stell dir ein kleines Café in einer Fußgängerzone einer Stadt vor. Es ist Sommer, die Sonne scheint, die Menschen, die sich in dem Café eine Pause gönnen, haben im Freien Platz genommen und genießen ihren Kaffee, ihr Eis oder ihr erfrischendes Getränk.
Auf einmal läuft ein großer, schwarzer Hund um die Ecke, der zwar eine Leine mitträgt, aber sich offensichtlich losgerissen hat.
Von Außen beobachtet kann man sehen, wie eine Frau vor Schreck erstarrt, wie sich ein Mann so richtig freut und drei andere Cafébesucher werden traurig oder setzen einen strengen, bzw. ernsten Blick auf.
Als Beobachter der Situation kennen wir die Hintergründe der Reaktionen nicht und es kann sein, dass wir missverständlich reagieren, und die Urteile im Kopf losgehen:
„Wieso hat die Frau eigentlich Angst, die übertreibt ja. Warum freut der sich so, einen Hund zu sehen. Und warum haben die anderen Gäste so einen ernsten Gesichtsausdruck, das macht sie unsympathisch.“
Die ältere Dame des Cafés sieht den Hund und erschreckt sich ganz schlimm, weil sie in der Kindheit von einem Hund gebissen wurde. In ihr kommt sofort die schreckliche Erinnerung an den Biss hoch und das Gefühl von Angst macht sich breit. Sie reißt die Augen auf, ihr Herz schlägt schneller, aber ihr Körper ist wie erstarrt.
Ein junger Mann sieht den Hund und freut sich, weil Hunde seine Lieblingstiere sind, er vor Kurzem im Tierheim war und bald seinen eigenen Hund abholen darf. Er klopft sich auf den Oberschenkel, will dem Hund damit signalisieren, dass er zu ihm kommen soll und dass er mit ihm spielen will.
In der jungen Frau am Nebentisch kommen Sorgen hoch, weil sie sich die Frage stellt, wem der Hund wohl gehört, wie lange er schon alleine rumläuft und wo sein Besitzer oder seine Besitzerin wohl ist. Sie entwickelt tiefes Mitgefühl für den Menschen, der wohl gerade seinen Hund sucht.
Eine andere junge Frau sieht den Hund und eine große Traurigkeit macht sich in ihr breit, denn vor Kurzem ist ihr Hund gestorben und es schmerzt, den Hund hier zu sehen.
Ein Herr mittleren Alters sieht den Hund und hat gemischte Gefühle dabei, da er mit seiner Exfrau gemeinsam einen Hund hatte, dieser nun aber bei der Exfrau lebt – er fühlt sich an seine gescheiterte Ehe erinnert.
Wir sehen ein und dieselbe Situation, wenn wir sie von Außen betrachten: ein Hund läuft bei einem Café vorbei, wo Menschen sitzen. Aber für die fünf Menschen sind es jeweils fünf verschiedene Situationen.
Ursachen von Reaktionen
Jeder Mensch hat seine Filter und lebt seine Filter. Daraus entstehen Bewertungen, die automatisiert ablaufen können und die oft gar nicht hinterfragt werden. Wenn wir das einmal verinnerlicht haben, können wir viel entspannter damit umgehen, wie die Menschen in unserer Umgebung auf etwas reagieren, das wir vielleicht nicht nachvollziehen oder verstehen können.
Die gute Nachricht: wir müssen nicht immer verstehen, warum Menschen so sind, wie sie sind – wir können sie auch einfach sein lassen und selbst aus der Bewertungsposition aussteigen, mit dem Wissen, dass er/sie einen Grund hat, warum er so reagiert und handelt. Zwischen Aktion und Reaktion liegt immer ein Raum, und wenn wir sehen, dass ein Mensch anders reagiert, als wir es uns erwarten würden, dürfen wir diesen Raum nutzen, um ihm Verständnis entgegenzubringen – und gelassen zu bleiben.
Was wir an dieser Stelle natürlich auch loslassen dürfen ist es, die Gefühle bzw. das Verhalten des anderen Menschen beeinflussen oder verändern zu wollen, nur weil es in unserer Welt anders aussieht als in seiner. Vielleicht finden wir Hunde niedlich, während jemand anderer Angst hat – wir können niemandem unser Empfinden und damit unsere Meinung über Hunde aufdrängen.
Gelassen zu bleiben schenkt dir Energie
Es ist nicht immer einfach, NICHT zu urteilen, weil es, wie wir jetzt wissen, automatisch passiert. Es ist menschlich. Aber bevor wir uns ärgern oder in etwas hineinsteigern, dürfen wir uns daran erinnern, dass jeder Mensch seine Erfahrungen, Muster und Trigger hat – und daher einen Grund, warum er so reagiert wie er reagiert – lass uns unsre Energie sparen und gelassen bleiben!
Wenn du Unterstützung dabei brauchst, gelassen zu bleiben und im Alltag entspannter sein möchtest, dann schau dir gerne meinen Meditations- und Journaling Kompaktkurs an – die bestinvestierte Zeit ist die in dich und deinen inneren Frieden.
Von Herzen,
deine Charlotte