Wenn aus zwei drei werden – Wie sich die Partnerschaft verändert, wenn ein Baby kommt

Als unser Kind vor einem Jahr zur Welt kam, wurde nicht nur ein neues Leben geboren – auch unsere Beziehung wurde neu geboren. Aus einem Liebespaar, das 8 Jahre lang aus uns zwei bestand, wurden Mama und Papa, das Elternpaar. Und mit dieser neuen Rolle kam eine ganze Welle an Veränderungen, Erwartungen und Herausforderungen. Dinge, die man vorher nicht sieht, nicht planen kann. Wir hatten gewusst, dass es anstrengend wird. Aber was es wirklich bedeutet, Eltern zu werden, das haben wir erst verstanden, als wir mittendrin waren.

Heute, ein Jahr später, blicken wir zurück und können sagen: Wir haben es geschafft. Den einschneidendsten Neubeginn unseres Lebens. Nicht immer leicht, nicht immer schön, aber immer gemeinsam. Und das hat unsere Partnerschaft auf eine tiefere Ebene gebracht – auch wenn der Weg dorthin ehrlich gesagt ziemlich holprig war.

Die erste Zeit: Alles ist neu. Auch wir.

Die ersten Wochen mit Baby waren intensiv. Nicht nur wegen des Schlafmangels oder der vielen Fragen, die plötzlich auftauchten, sondern auch, weil wir uns selbst in völlig neuen Rollen wiederfinden mussten. Ich war plötzlich Mutter – mit all der Verantwortung, den Gefühlen, der Unsicherheit und der Liebe, die ich so vorher nicht gekannt hatte. Mein Partner war Vater – genauso überrumpelt, genauso gefordert, und doch mit einem ganz eigenen Zugang zu unserem Baby.

Wir waren beide überwältigt. Und gleichzeitig erwartete jeder irgendwie, dass wir „funktionieren“. Es gab kaum Pausen, kaum Raum für uns. Gespräche, die früher leicht waren, endeten nun oft mitten im Satz, weil das Baby weinte oder einer von uns einschlief. Nähe war plötzlich nicht mehr körperlich oder romantisch – sondern zeigte sich darin, dass man sich den Rücken freihielt, sich ansah und wusste: Du gibst gerade dein Bestes. Ich auch.

Wenn aus Paarsein Elternsein wird

Es stimmt, was viele sagen: Wenn ein Kind geboren wird, verändert sich die Beziehung. Und zwar grundlegend. Unsere Aufmerksamkeit richtete sich fast ausschließlich auf das Baby. Was vorher wichtig war – gemeinsame Zeit, Gespräche, kleine Aufmerksamkeiten – war plötzlich hintenangestellt. Nicht, weil wir es nicht wollten, sondern weil schlichtweg keine Energie dafür da war.

Wir haben schnell gemerkt, dass man als Paar in dieser Zeit leicht den Kontakt zueinander verlieren kann. Dass Frust, Müdigkeit und Überforderung sich nicht immer gerecht verteilen. Dass man schnell anfängt zu zählen: Wer war öfter wach? Wer hat mehr getragen? Wer hatte mehr Pause?

Was uns geholfen hat, war der Versuch, nicht in diesen Modus des Vergleichens zu rutschen. Stattdessen haben wir uns immer wieder bewusst gemacht: Wir kämpfen beide für das Gleiche. Und selbst wenn es sich manchmal unfair anfühlt – wir geben beide, was wir gerade können.

Vom Nebeneinander zum Miteinander

Nach einigen Monaten wurde es besser. Nicht einfacher – aber klarer. Wir lernten, ein Team zu sein. Nicht mehr jeder für sich, sondern miteinander. Wir entwickelten Routinen, verstanden die Bedürfnisse des anderen besser und vor allem: Wir hörten auf, uns gegenseitig zu bewerten.

Heute, nach einem Jahr, fühlen wir uns eingespielt. Natürlich gibt es immer noch Reibung – das gehört dazu. Aber vieles funktioniert mittlerweile ohne große Worte. Wir sehen, wenn der andere müde ist. Wir spüren, wenn jemand kurz raus muss. Und wir geben einander Raum, ohne das ständig aushandeln zu müssen.

Unser Leben in Griechenland: 24 Stunden Familie

Seit einigen Wochen sind wir in Griechenland. Eine längere Auszeit vom Alltag, Sonne, Meer, einfach mal raus aus der Routine. Ich hatte gehofft, dass wir hier als Paar wieder mehr in den Austausch kommen. Dass wir reden, reflektieren, planen, vielleicht ein paar liegengebliebene Themen aufgreifen. Die Realität sieht aber anders aus.

Wir sind rund um die Uhr zusammen – was wunderschön, aber auch anstrengend ist. Unsere Tochter fordert unsere volle Aufmerksamkeit. Wir reden oft in Halbsätzen, verlieren Gedanken unterwegs, weil gerade wieder etwas passiert. Und abends, wenn sie schläft, sind wir meistens ebenfalls einfach nur müde.

Dann sitzen wir nebeneinander, schauen eine Doku und knabbern Sonnenblumenkerne – eine neue kleine Angewohnheit, die wir hier entdeckt haben. Es ist ruhig, unspektakulär, manchmal schweigend. Und trotzdem ist da Verbindung. Kein großes Reden, kein tiefes Paarritual – aber ein stilles Nebeneinander, das uns guttut. Und vielleicht ist das gerade genau richtig so.

Was uns als Paar geholfen hat – ganz praktisch

Über die Zeit haben wir ein paar Dinge für uns entdeckt, die unsere Partnerschaft stärken. Vielleicht helfen sie auch anderen, die gerade in einer ähnlichen Situation sind:

1. Nicht zählen, sondern sehen.
Statt ständig abzuwägen, wer wie viel gemacht hat, versuchen wir zu sehen, was der andere gerade trägt – emotional, körperlich, mental. Das schafft Mitgefühl statt Wettbewerb.

2. Kleine Gesten nicht unterschätzen.
Eine Tasse Kaffee, eine Berührung, ein kurzes „Danke“ – solche Kleinigkeiten bedeuten im stressigen Familienalltag oft mehr als große Liebesbekundungen.

3. Ehrlich bleiben.
Wenn etwas zu viel wird, sagen wir es. Ohne Drama, ohne Vorwurf – einfach ehrlich. Das ist manchmal schwer, aber wichtig.

4. Humor hilft.
Wir versuchen, das Chaos nicht zu ernst zu nehmen. Wenn wieder jemand auf ein Spielzeug tritt oder unsere Tochter Banane in ihre Haare schmiert – lachen hilft mehr als schimpfen.

5. Rituale schaffen, die verbinden.
Ob das gemeinsame Frühstück, ein kurzer Spaziergang oder eben Sonnenblumenkerne vor dem Fernseher – Rituale schaffen Verbindung, auch wenn der Tag voll war.

6. Es spielt keine Rolle, wer Schuld ist
Dinge passieren. Das Kind stürzt, es wacht auf, weil einer die Tür zu laut zugemacht hat, das Lieblingsspielzeug wurde zuhause vergessen. Passiert ist passiert, wir suchen nicht den Schuldigen, sondern eine Lösung. Alles andere führt nur zu Streit und negativer Energie, die keiner von uns drei braucht.

Lesetipp – für alle, die tiefer einsteigen wollen

Ein Buch, das mich zum Thema Beziehung und persönliches Wachstum sehr berührt hat, ist:
Das Ich im Du: Du hast dein Beziehunsglück selbst in der Hand – es zeigt, wie Partnerschaft gelingen kann, wenn wir den anderen nicht als Gegner, sondern als Spiegel unserer eigenen Glaubenssätze sehen. Das Buch lädt dazu ein, alte Beziehungsmuster zu erkennen, zu heilen – und gemeinsam in eine tiefere Verbindung hineinzuwachsen. HIER geht’s zum Buch. *

Elternschaft ist Veränderung – auch für die Liebe

Ein Kind zu bekommen, verändert alles. Auch die Liebe. Und das ist okay. Unsere Beziehung ist heute nicht mehr dieselbe wie vor einem Jahr oder wie davor – sie ist gewachsener, echter, ehrlicher. Nicht immer romantisch, manchmal schlicht und leise, aber tief verbunden.

Elternsein bedeutet nicht, das Paarsein aufzugeben. Aber es braucht Geduld, Kommunikation und die Bereitschaft, einander immer wieder neu kennenzulernen – auch wenn man sich schon lange kennt. Vielleicht besteht wahre Nähe genau darin: einander zu sehen, auch wenn man gerade müde ist. Miteinander zu wachsen, auch wenn man nicht jeden Schritt synchron geht. Und sich jeden Abend – egal wie der Tag war – nebeneinander fallen lassen zu können.

Ich wünsche dir alles Liebe auf deinem Weg und viel Verständnis für dich und all deine Rollen,

Von Herzen, Charlotte

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